Grußwort 30 Jahre Unabhängige Frauenliste Königs Wusterhausen
Liebe Frauen,
wenn ich mit einer Erinnerung der Journalistin Fides Krause-Brewer, die seit 1949 aus Bonn über frauenpolitische Themen berichtete, mein Grußwort beginnen, dann ist es auch die Erinnerung an Ihren „langen Weg“ im Landkreis Dahme- Spreewald, in der Stadt Königs Wusterhausen, der sich wie ein Gleichnis zeichnet.
„Es war also eingerichtet worden im Bundesinnenministerium – ein Frauenreferat, das war schon was ganz Tolles.“
Da war eine Ministerialrätin, die das leitete und eine außerordentlich handfeste bayerische Amtsrichterin, die praktisch die Arbeit machte und da gab es erhebliche Reibereien. Diese Amtsrichterin wäre beinahe rausgeflogen bei Innenminister Schröder, weil sie in einer Rede, die sie gehalten hat, gesagt hat, und so könne sich die Gleichberechtigung auch einmal an der Teppichstange erweisen. Das ging nämlich darum, dass die Männer auch etwas tun müssten im Haus und das war ein so furchtbares Verbrechen, dass man sie beinahe dafür rausgeschmissen hätte.
Hildegard Hamm-Brücher, damals eine junge Politikerin im bayerischen Landtag, hat nie vergessen, wie zäh der Widerstand der Männer war, die um ihre häuslichen Machtbastionen fürchteten.
Doch es ging und geht um weit mehr, als nur um das Häusliche, es geht um die gesamtgesellschaftliche Stellung der Frau.
Konrad Adenauer hat in seiner ersten Regierungserklärung überhaupt nicht davon gesprochen, dass bis zum Jahre 1953 die Ausführungsgesetze da sein müssten. Justizminister Dehler hat dann erst, als er merkte, er muss ja was tun, eine Frau hingesetzt, die einen Referentenentwurf machen sollte, der unter dem Kanonendonner der Bischofskonferenz als ein Privatentwurf erklärt wurde. Dann hat sich die Bundesregierung darauf zurückgezogen, wir lassen einfach die Frist verstreichen und schauen mal, was das Bundesverfassungsgericht sagt und dann hat uns das Gericht unsere Sache gerettet…Es hat ja nicht der Bundestag die verfassungskonformen Gesetze gemacht, sondern die sind alle nur durch Bundesverfassungsgerichtsentscheidungen überhaupt durchgekommen.
Und das war vor allem das Verdienst der ersten und auf viele Jahre einzigen Richterin des höchsten Gerichts.
Erna Scheffler, während der Nazizeit mit Berufsverbot belegt, alleinerziehende Mutter, die sich jeden einzelnen Karriereschritt hart erkämpfen musste, überzeugte ihre männlichen Senatskollegen. Immer wieder ließ das oberste Gericht den Bundestag nachbessern. Ganz unaufgeregt zwangen Erna Scheffler und ihre Richterkollegen die Politiker zu Korrekturen, bis der Artikel 3 Grundgesetz und die Gesetzesrealität sich nicht mehr widersprachen.
40 Jahre später … die politische Wende ist vollzogen und wieder fast ein Gleichnis, denn frauen- und familienpolitische Themen waren gefühlte Nebensache.
Und auch hier war es eine Frau, die Vordenkerin, die Macherin der Frauen- und Familienpolitik in Königs Wusterhausen, im Landkreis Dahme-Spreewald, im Land Brandenburg bis in die Bundespolitik wurde – Birgit Uhlworm.
Um es gleich zu sagen, es wäre nicht richtig, nur Birgit Uhlworm zu erwähnen, Sie waren es, die die Unabhängige Frauenliste 1993 gründeten und seitdem ist sie gewachsen, die Schar derer, und nicht nur Frauen, die sich frauen- und familienpolitischer Themen annehmen.
Jeder von Ihnen, der zur Jubiläumsfeier erschienen ist, würdigt dies auf seine Weise und wir sind Ihnen dankbar für Ihre tagtägliche Arbeit und wenn manch Abgeordneten-Kollege öffentlich über Ihre Leistungen schmunzelt, so kann ich Ihnen versichern, hinter vorgehaltener Hand, spricht er davon, wie stolz er wäre, Sie in seinen Reihen zu haben.
Doch Sie sind UNABHÄNGIG und das sollten Sie auch künftig bleiben, denn das ist der Grund Ihres Erfolgs in den letzten 30 Jahren, 70 Jahren, seit Clara Zetkin.
Liebe Männer,
Frauen verdienen unser aller Wertschätzung und Hochachtung. Sie leisten Herausragendes durch die Betreuung der Kinder, unserer Zukunft, und das gleichzeitige Arbeiten und wir alle sind längst eins geworden – auch DANK der Unabhängigen Frauenliste in Königs Wusterhausen.
Dafür gilt Ihnen unsere Anerkennung, nicht nur am heutigen Tag.
Bild: Birgit Uhlworm, das Gesicht der UFL seit 30 Jahren