Glockengeläut und Kerzen erinnern an die fatalen Folgen der letzten Kriegstage

23. April 2020

Frank Selbitz, Vorsitzender der Gemeinsamen Unabhängigen Bürgerlisten im Landkreis Dahme-Spreewald, Kreistagsabgeordneter im LDS

23. April 2020: Kerzen leuchten in Lübben für den Frieden Mit ökumenischem Gottesdienst
erinnerten Lübbener in dieser Woche an die Zerstörung der Stadt vor 75 Jahren.

In der Paul-Gerhardt-Kirche wurde am Donnerstagabend an die Zerstörung der Stadt vor 75 Jahren erinnert. Für 15 Minuten läuteten die Glocken der Kirche. In der Kirche  kamen Vertreter der drei Lübbener Kirchgemeinden, Bürgermeister Lars Kolan, Kreistagsabgeordneter und
Hauptausschussvorsitzender der Stadtverordnetenversammlung Lübben (UBL/Pro Lübben) und weitere BürgerInnen zusammen.
Gemeinsam mit Bürgermeister Lars Kolan entzündeten sie anschließend Kerzen an der Weltkugel vor der Gedenkstätte für die Opfer von Kriegen, Gewalt und Terror. Kantor Johannes Leonardy stimmte den Kanon „Dona nobis pacem“ an, den die Anwesenden gemeinsam sangen. Bei den Kämpfen um die Stadt Lübben waren zwischen dem 20. und 27. April 1945 mehr als 500 Zivilisten sowie rund 300 deutsche und sowjetische Soldaten um Leben gekommen. Zuvor war der Lübbener Stadtkommandant auf die angebotene Kapitulation am 20. April nicht eingegangen. Es folgte der Beschuss der Stadt. Der größte Angriff fand am 23. April statt. Der damalige Pfarrer Richard Raabe notiert, dass um 19.30 Uhr der Kirchturm zu brennen begann. Bis zum nächsten Morgen gegen 4 Uhr brannte der Turm völlig aus. Die Innenstadt wurde zu 90 Prozent zerstört.

Der Hintergrund:

Mit einem Glockengeläut wurde am 23. April um 19.30 Uhr an die sinnlose Zerstörung Lübbens im Zweiten Weltkrieg erinnert. Pfarrer Martin Liedtke entzündete gemeinsam mit seinem katholischen Amtskollegen Udo Jäkel und Steffen Neubauer von der Neuapostolischen Gemeinde sowie Bürgermeister Lars Kolan während eines ökumenischen Gebetes Kerzen an der Weltkugel im Turm. 

Der Lübbener Stadtkommandant hatte in den letzten Kriegstagen 1945 die angebotene Kapitulation am 20. April abgelehnt und damit die Zerstörung der Lübbener Innenstadt besiegelt. Noch am selben Tag begann der Beschuss der Stadt, Lübben wurde zu 90% zerstört. Am 23. April um 19.30 Uhr begann – nach Aufzeichnungen des damaligen Pfarrers Richard Raabe – der Kirchturm zu brennen. Er stand bis zum nächsten Morgen um 4 Uhr in Flammen.

„Mit dem Glockengeläut und den Kerzen möchten wir an die Folgen von Krieg und Zerstörung erinnern und ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Hass setzen“, sagt Pfarrer Martin Liedtke als Initiator der Aktion. „Wir werden der Gefallenen dieser Tage in Lübben sowie aller Opfer von Krieg und Gewalt gedenken.“

Die Glocken läuteten am Donnerstagabend für 15 Minuten – und damit ca. für jedes Todesopfer eine Sekunde lang. Während der Kampfhandlungen in Lübben fielen etwa 150 deutsche Soldaten und Offiziere, 163 sowjetische Soldaten und Offiziere. Mehr als 500 Zivilpersonen verloren ihr Leben. Die Kirchturmhaube der Paul-Gerhardt-Kirche samt Glocke wurde erst 1988 wieder aufgesetzt.

Mit einer Themenwoche im Rahmen des Kulturlandjahres „Krieg und Frieden“ sollte in dieser Woche eigentlich an die Ereignisse des Aprils 1945 in Lübben erinnert werden. Aufgrund der Corona-Krise musste die Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Auferstanden aus Ruinen“ ausfallen. Nun soll das Projekt im Spätherbst stattfinden.